Was kostet die Welt?

… ist ein kleines Büchlein, dass jungen Menschen, die aus der Jugendhilfe kommen (aber auch allen anderen) auf dem Weg in die große Freiheit helfen soll, sich in dem Dickicht von Gesetzen, Verordnungen und Regeln nicht zu verlaufen. 
Wie bekomme ich was?
Was muss ich beachten?

Wo lauern die Fallstricke?
Was darf ich nicht vergessen?
Es geht um Wohnung, Strom, Ernährung, Ämter und immer wieder um Geld.
In meiner langjährigen Tätigkeit als Leiter einer Verselbständigungswohngruppe in der Jugendhilfe kenne ich die Fragen und Unsicherheiten, die auch die meisten Betreuer nicht komplett auflösen können.

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2. erweiterte Auflage ist in Arbeit, im Sommer 2024 verfügbar und hier bestellbar

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Hurra, die erste eigene Wohnung!

Ohne eigene Wohnung funktioniert die ganze schöne Freiheit nicht und soziales Zusammenleben hattest du jetzt ausreichend. Das eigene kleine Reich, das wär’s doch. Keiner kommt ins Zimmer, keiner stört, einfach Ruhe. Das Wohnungen schwer zu finden sind und die Mieten ständig steigen hat der Mann im Fernsehen ja fast jeden Tag gesagt. Aber irgendwie muss es doch gehen, schließlich hat ja eigentlich jeder eine Wohnung, auch die nicht so Schlauen.
Von wem bekommst du denn eigentlich eine Wohnung?
Was musst du dafür tun?
Was kostet das alles und wer bezahlt das am Ende? 

Gut, aber sparsam leben

Weißt du noch, was der Betreuer immer gemeckert hat? Fenster offen und Heizung auf 5 fand er blöd und du sollst nicht so lange duschen und Licht aus, wenn du gehst. Das kostet doch alles Geld. Jaja, schon klar aber wie viel und was genau hat er nicht gesagt. Kam ja auch nie einer und wollte Geld. Lieber junger Mensch, auch das ist nun vorbei. Sie kommen, und das Tückische ist, sie kommen nicht sofort, sondern erst nach einem Jahr und dann kann es, wie erwähnt, richtig teuer werden. So eine Nachzahlung gut im dreistelligen Bereich bei 416€ ALGII? Genau, eine mittlere Katastrophe. Also gut informiert sein und ein paar Sachen beachten und die Nachzahlung des Grauens bleibt dir erspart.

Hartz4, BAföG, BAB

Jugendhilfe war zwar finanziell einfach aber irgendwie auch ätzend. Das Eingeteile und Gefrage vom Betreuer. Was willst du damit und Bekleidungsgeld ist kein Taschengeld und die ständige Abrechnerei und wehe, da fehlten 50 Cent. Das ist jetzt vorbei, aber wahrscheinlich wirst du auch nach der Jugendhilfe noch auf Geld von Vater Staat angewiesen sein. Auch wenn du Ausbildungsgeld bekommst, es wird nicht reichen um zu leben und zu wohnen. Klar, die meisten gehen zum Jobcenter und hartzen. Es gibt aber auch noch andere Finanzierungsmodelle. 

Inhaltsverzeichnis

1 Hurra, die erste eigene Wohnung

1.1 Wohnungssuche
1.1.1 Ein Angebot
1.1.2 Kaution
1.1.3 Bürgschaft
1.2.1 Die eigene Wohnung
1.2.2 Erstausstattung
1.2.3 Einrichten
1.2.4 Alles anmelden
1.2.5 Versicherungen?
1.2.6 Die Einweihungsparty
1.3 Die Miete, das unbekannte Wesen
1.3.1 Betriebskostenabrechnung 
2 Gut aber sparsam leben
2.1 Was kostet eigentlich? 
2.1.1 Strom
2.1.2 Gas
2.1.3 Heizung
2.2 Übersicht Energiekosten
2.3 Essen, Gutes muss nicht teuer sein
3 Hartz4, Bafög, BAB
3.1 Hartz4
3.2 BaföG
3.3 BAB
4 Beratung
4.1 Beratungsstellen
5 Zum Schluss
6 Der Autor und Danke

Leseproben

1.1.1. Ein Angebot

Oh toll, nach etlichen Bewerbungen findest du ein Wohnungsangebot in deinem Briefkasten oder E-Mail Fach. Die Größe und der Preis stimmen so halbwegs und angeguckt hast du sie auch schon. Schön ist vielleicht was anderes aber eigentlich hast du keine Wahl. Eine Wohnung abzulehnen, sollte man sich bei der derzeitigen Situation sehr gut überlegen. Besserung auf dem Wohnungsmarkt ist übrigens nicht in Sicht.
Jetzt sollte alles schnell gehen und für Empfänger staatlicher Gelder beißt sich genau hier die Katze in den eigenen Schwanz. Der Vermieter will eine gesicherte Finanzierung, also die Bewilligung durch das Jobcenter und das Jobcenter möchte ein verbindliches Angebot des Wohnungsgebers, das der aber nur mit der erwähnten gesicherten Finanzierung rausrückt. Ein gängiger Weg ist, sich vom Vermieter ein vorläufiges, unverbindliches Angebot machen zu lassen, dies dem Jobcenter vorzulegen und sich bestätigen zu lassen, dass dieses Wohnungsangebot bewilligungsfähig ist. Damit bekommst du, wenn alles gut und vor allem schnell geht, ein verbindliches Angebot vom Wohnungsgeber und das wird dann, wenn es allen Bemessungskriterien entspricht auch bewilligt.
Alles klar? Keiner hat gesagt, dass es leicht wird. Und wenn das nicht alles wirklich schnell geht, hat ruckzuck ein anderer die Bude und du guckst in die Röhre. 

1.2.6. Die Einweihungsparty

So, alles, naja fast alles ist fertig. Du bist wahnsinnig stolz auf deine neue Bude und willst natürlich Freunde, Familie und andere Zweibeiner zur Einweihungsparty laden. Und weil dich alle mögen, kommen auch mehr als geplant. Wegschicken willst du auch keinen und die meisten bringen auch noch interessante Getränke mit. Gegen 22 Uhr geben humorlose Nachbarn durch lautes Klopfen bekannt, dass sie wohl einen anderen Musikgeschmack haben und eigentlich ist dir an dieser Stelle alles schon viel zu viel aber du hast es einfach nicht mehr im Griff. Unter anderem, weil du auch nicht mehr richtig sprechen kannst. Als um 3Uhr morgens die Polizei kommt, aber gar nicht mitfeiern will, trollt sich ein grölender Haufen durchs Treppenhaus in Richtung der nächsten Feierstätte.
Spätestens wenn du am nächsten Morgen mit schwerem Schädel die vorverdauten Reste des Kartoffelsalates von den Treppenstufen wischst, wird dir klar werden, dass da wohl was gründlich schiefgelaufen ist. Die Blicke der Nachbarn bestätigen schnell deine Ahnung. Und vielleicht kennst Du das ja schon. Einen guten Ruf wird man schnell los, einen schlechten lange nicht. 

2.1.1. Was kostet eigentlich Strom?

Eine Kilowattstunde kostet in Berlin (Stand 2018) ungefähr 29cent. Das heißt, ein Gerät, das 1000Watt Strom verbraucht, kostet in einer Stunde diese 29cent. Auf jedem Stromverbraucher, sei es eine LED-Lampe oder ein Fernseher oder ein Heizlüfter steht irgendwo drauf, wie viel Watt das Gerät zieht. Natürlich nur, wen es eingeschaltet ist. So kann man relativ einfach errechnen, wie teuer zum Beispiel die eingeschaltete Deckenlampe oder der ständig laufende Fernseher ist.
Probieren wir das einmal: Weil du schlau bist, hast du natürlich keine alten Glühlampen mehr, sondern energiesparende LED-Lampen. Die sind zwar in der Anschaffung recht teuer und kosten so 3 bis 8 Euro das Stück, verbrauchen aber auch nur zwischen 6 und 18 Watt. Du hast dir in unserem Beispiel eben mal eine gängige LED-Lampe von 11 Watt in deine Deckenleuchte geschraubt. In einer Stunde wären das 0,00319€, also gut 0,3 Cent, also nichts. Wer in Mathe beim Dreisatz hingeschaut hat, weiß: 
1000W : 0,29€ 
    11W : x                                 11W × 0,29€ : 1000W = 0,0319€
Wenn du jetzt also das Licht anlässt und nach 10 Stunden von der Ausbildung zurückkommst, hast du schon 0,0319€ ausgegeben, also 3,19 cent, immer noch lächerlich. 
Nehmen wir mal an, du hattest Urlaub und hast dich schön eine Woche an der Ostsee rumgelümmelt, natürlich mit Licht im Wohnzimmer. Das wären dann: 7 Tage = 168 Stunden = 0,54€
Da es bei der Abreise aber noch dunkel war und du, wie immer, spät dran warst, hast du im Bad und in der Küche auch gleich alles an gelassen, wären schon mal 1,62 € weg. Nur mal so zum Spaß: wenn die eine Lampe ein Jahr leuchtet, kostet dich das etwa 27€.
27 Euro für ein Jahr Licht ist doch super, wirst du vielleicht sagen. Ok, wie viel Lampen hast du in deiner Wohnung?

2.3. Essen: Gutes muss nicht teuer sein

Nicht ganz unwichtig im Leben, der Mensch muss hin und wieder etwas essen. Die Altemännerweisheiten, sieben Bier seien ein Schnitzel und „Das bisschen, was ich esse, kann ich auch rauchen.“, führen zu Leber- und Lungenschäden und haben mit gesunder Ernährung nichts gemein.
Da ist es wieder: „gesunde, ausgewogene Ernährung“, bekannt aus diversen Entwicklungsberichten und eines der Lieblingsthemen aller Jugendhilfebetreuer dieser Erde.
Was soll das? Ganz kurz: bessere Haut, schönere Haare, nicht so schnell fett werden, dezenter Muskelaufbau, nicht so oft krank, insgesamt verbesserte Erscheinung. Klar, durch intensives Rauchen und regelmäßiges Komasaufen bekommt man die auch wieder weg.
Es ist Deine Entscheidung.
Der Einzelhandel ist voll von Fertiggerichten und Snacks und Cracks und Flakes aller Art und das ist ja auch ok, nur vielleicht nicht immer. Wenn du mal Langeweile hast oder besser gleich im Laden, guck mal hinten auf die Verpackung rauf, was da so alles drin ist, meist nicht viel von dem, was vorne drauf steht.
Fett und Zucker sind aber fast immer gut dabei. Falls du ein Problem mit deinem Gewicht hast, weißt du jetzt auch warum. Und falls dir frische Erdbeeren nicht so schmecken, weil die leckere Erdbeermilch für 55 Cent viel mehr nach Erdbeere schmeckt, könnte man das als Geschmacksverirrung bezeichnen. Die Lebensmittelindustrie kann mittlerweile fast alles, was früher vom Bauern kam, chemisch ersetzen und das machen die auch.
Wem so ‘was Spaß macht? „Gesunde, ausgewogene Ernährung” geht aber anders.
Hier ein paar Tipps für den preiswerten Einkauf:
– Gehe möglichst nicht hungrig einkaufen. Du kaufst viel mehr als du brauchst.
– In den sogenannten Discountern (z.B. Aldi, Lidl, Plus, Netto, Penny, Norma) ist fast alles preiswert.
– In den sogenannten Vollsortimentern (z.B. Edeka, Rewe, Kaufland, Real) gibt es eine riesige Auswahl, ist aber im Schnitt auch teurer. Die haben aber alle ihre Billigmarken (ja, gut & günstig, u.a.) und die sind dann wieder sehr preiswert.
– In Augen- und Griffhöhe befinden sich eher die teuren Artikel. Guck mal weiter unten im Regal, da wird’s meistens billiger. 
Was Übrigens richtig ins Geld geht, ist der regelmäßige, mittägliche Besuch der Imbissbude um die Ecke und hinlänglich bekannter Fresskonzerne wie Würgerschling und das Restaurant zur goldenen Möwe.
Macht übrigens auch fett und schlechte Haut. 

3.1. Hartz 4

Ob es nun Arbeitslosengeld II oder Hartz 4 heißt ist egal, gemeint ist dasselbe. Offiziell heißt es ALG II und dann nehmen wir das eben auch.
Wer schon gearbeitet hat und arbeitslos wird, bekommt ALG I und wenn er dann nicht in einer bestimmten Zeit einen Job findet, rutscht er oder sie auf ALG II ab. Nicht jeder aber hat schon gearbeitet. Und wer nach der Ausbildung keinen Job findet, bekommt halt auch ALG II.
Wie nicht anders zu erwarten, ist ALG II ein kompliziertes Ding. Es gibt einen Regelsatz und tausend Ausnahmen und Nebenregeln.
Deshalb hier nur mal ganz grob die vielleicht wichtigsten Fakten:
– Der Regelsatz beträgt zurzeit 416 € (Stand 2018).
– Einkommen, wie zum Beispiel Ausbildungsgeld, werden verrechnet. Das heißt, du bekommst zwar dein volles Lehrgeld, aber entsprechend weniger ALG II, so dass es immer ungefähr auf den Regelsatz hinausläuft.
– Du bekommst zusätzlich die Wohnkosten bezahlt. Auch das folgt natürlich strengen Regeln. 
– Solltest du nicht alleine wohnen, seid Ihr blitzartig eine Bedarfsgemeinschaft und da wird wieder alles verrechnet aber das lassen wir hier mal weg, zu kompliziert.
– Als ALG II Empfänger musst du mal mehr, mal weniger Auflagen erfüllen, meistens mehr. Du musst Termine einhalten, geforderte Dokumente und Nachweise pünktlich einreichen, immer verfügbar sein und vieles mehr. Kommst du dem nicht oder nicht pünktlich nach, drohen Leistungskürzungen und das geht ausgesprochen schnell. Also bitte alle Fristen einhalten.

Dämliche Ausreden, die beim Jugendamt vielleicht noch gezogen haben, bewirken beim Jobcentermitarbeiter meist nur ein müdes Lächeln.

Wieso nicht kostenlos?

Weil ich stinkreich werden will.
Keine Angst, wird man mit sozialer Arbeit nie.

Alle, die an diesem Büchlein mitgewirkt haben, taten dies natürlich und ausschließlich unentgeltlich.
Hervorzuheben wäre hier die liebe nette Anke, die mit Grafik, Layout und Druckvorbereitung viel mehr zu tun hatte, als ich geahnt habe. Keinen Cent hat sie genommen.

Naja, und Verpackung und Porto sind auch nicht umsonst.

Kurz gesagt: Ich will einfach nicht draufzahlen.

Leider Vergriffen

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